Der Kirchenbau

Die Zwillbrocker Kirche ist ursprünglich nicht als eigenständiges Bauwerk geplant und errichtet worden. Sie bildete den Nordflügel einer ursprünglich dreiflügeligen Klosteranlage und wurde in den Jahren 1717 bis 1719 vor das bereits fertig gestellte Klostergebäude gesetzt. Beim Abbruch des Klostergebäudes im 19. Jahrhundert blieb davon der Teil hinter der Kirche stehen. Von der ursprünglichen symetrischen Gesamtanlage, die auf den Haupteingang des Klostergebäudes ausgerichtet war zeugt heute nur noch die schräg auf den Eingang der Kirche zulaufende Hecke des Friedhofs. Diese markiert in etwa die Abgrenzung des Blumengartens vor der ehemaligen Klosteranlage.
Die Kirche ist aus Ziegelsteinmauerwerk mit Gliederungselementen aus Baumberger Sandstein errichtet. Nach außen wirkt die Architektur auf den ersten Blick relativ schlicht. Der Westfassade der Kirche ist eine kleine Vorhalle vorgelagert. Sowohl die Hauptfassade als auch die Fassade der Vorhalle sind durch waagerechte Sandsteingliederungen in Haupt- und Giebelgeschoß unterteilt. Das Hauptgeschoss ist in beiden Fassaden jeweils durch einen leicht vorspringenden Mittelteil in drei vertikale Achsen gegliedert. Dieser Vorsprung wird in dem Giebelgeschoss weitergeführt und von einem Segmentbogengiebel abgeschlossen. Mit zwei seitlichen Giebelabschwüngen wird die Verbindung zwischen dem Giebelgeschoß und dem Hauptgeschoß hergestellt.

Die vertikale Hauptachse der Vorhalle wird durch das schlichte Portal im Hauptgeschoß und ein zurückspringendes Fenster im Giebelgeschoß hervorgehoben. Diese so betonte Mittelachse wird an der Hauptfassade mit der Figurennische des heiligen Franz von Assisi, des Patrons der Kirche im Giebelfeld und dem kleinen halbrunden Fenster im Giebelaufsatz fortgeführt. Dabei hat der Architekt es verstanden, dem so erreichten Aufwärtsdrang ein Gegengewicht entgegenzusetzen. Die mittleren Blendfenster auf beiden Seiten der Hauptfassade beginnen unten genau in der Höhe des Hauptgesimses der Vorhalle und bilden oben mit dem kleinen runden Fenster in der Hauptfassade eine Achse. Dadurch entsteht zusammen mit dem Hauptgesimsen eine mächtige waagrechte Linie, so daß hier Horizontale und Vertikale in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Somit gehört die Zwillbrocker Minoritenkirche zu den Bauwerken, deren Fassadenkonzeption, wenn auch indirekt, letztlich auf Petrinis Paderborner Franziskanerkirche zurückzuführen ist (Tschuschke S. 121). Gekrönt wird die Kirche von einem Dachreiter, dem Kennzeichen der Bettelordenkirchen.


Die schlichte äußere Gliederung der Nord- und Südseite der Kirche durch flache Lisenen deutet die innere Aufteilung der einschiffigen Saalkirche durch tiefe Wandpfeiler in vier Joche und einen einjochigen geradegeschlossenen Chor an, die jeweils durch ein gotisierendes Kreuzrippengewölbe gekrönt sind. Durch die für den Eintretenden zunächst unsichtbaren Fenster fällt reiches Licht in das Kirchenschiff, so daß der Raum wie aus hintereinandergestaffelten Lichtblöcken aufgebaut erscheint. Dadurch, daß sich der hellere Kirchenraum von den dunkleren Gewölben abhebt, entsteht hier ein Zug nach vorne durch die taktmäßige Folge der die Grenze zwischen beiden bildenden Scheidbögen. Der Blick des aus der dunklen Vorhalle in den hellen Kirchenraum eintretenden Besuchers folgt der kunstvollen Lichtführung entlang der Scheidbögen von Joch zu Joch und wird so auf die Seitenältere gelenkt, die durch ihre schräg in die Nischen hineinkomponierte Stellung zum Hochaltar überleiten, mit dem sie durch die geschwungene Kommunionbank verbunden werden. Die Kirchenmöbel stehen also nicht beziehungslos im Raum, sondern bilden mit diesem eine Einheit, wobei sich Raum und Ausstattung in ihrer Wirkung wechselweise erhöhen. Der Gläubige findet gleich am Eingang zwei muschelförmige Weihwasserbecken, die ihn daran erinnern, daß er Pilger auf dem Wege zu Gott ist. Die Kirche und das sie repräsentierende Kirchengebäude aber ist die Via salutis, der Weg des Heiles, auf dem er zum Ziel gelangt. Mit den Mitteln der Kunst wird der Gläubige so zum wichtigsten Ort in der Kirche geführt, zum Hochaltar, wo Gott im Altarssakrament zugegen ist (Tschuschke, S. 126). Die Raumanordnung ist also theologischen Zielen untergeordnet, was noch deutlicher wird, wenn man sich mit der Ausstattung der Kirche beschäftigt.

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